Diese Fragestellungen scheinen ziemlich präsent bei vielen Menschen zu sein. Das ist ja auch verständlich: Hinter diesen Fragen steckt das Bedürfnis, dem Leben eine Richtung zu geben. Wir möchten, dass unser Leben einen Sinn und ein Ziel hat. Wenn uns die Richtung im Leben fehlt, erleben die meisten von uns das als schmerzlich und lähmend. Wer aktiv und selbstbestimmt leben möchte, braucht eine Richtung. Denn wenn wir eine Richtung haben, die auf unseren Wünschen, Vorlieben, Prinzipien und Werten beruht, dann hilft uns das bei unserer Lebensplanung. Aber auch bei den vielen kleinen und großen Entscheidungen, die im Leben ständig auf uns zukommen.

Es ist nicht einfach, seine Richtung zu finden

Denn wir leben in einer Zeit und in einem Land der 1001 Möglichkeiten. Niemals zuvor in unserer Geschichte standen jedem von uns hier im westlichen Europa so viele unterschiedliche Möglichkeiten zur Verfügung, was Hobbys, Beschäftigungen oder mögliche Berufe angeht. Und die große Anzahl dieser Möglichkeiten hat unser Leben nicht unbedingt leichter gemacht. Denn in diesem Wald der Möglichkeiten kann man sich auch schnell verirren. Und dann fragt man sich:

„Toll, ich kann alles tun. Aber was davon ist denn das Richtige für mich? In welche Richtung soll ich mich bewegen?“

Um die Antwort auf diese Frage zu finden, können Sie sich in kleinen Schritten intensiv mit sich selbst, mit Ihren Wünschen, Zielen, Bedürfnissen, Träumen und Ihren realen Möglichkeiten auseinandersetzen. Wenn Sie herausfinden möchten, was Sie wirklich vom Leben wollen, kommen Sie nicht drum herum, sich längere Zeit auf freundliche und verständnisvolle Art mit sich selbst zu beschäftigen.

Hier drei Ideen:

  1. Idee 1: Ich bin dann glücklich, erfüllt und zufrieden, wenn ich ein Leben führe, das zu meiner Persönlichkeit, zu meinen Stärken und zu meinen Schwächen passt.
  2. Idee 2: Ich bin glücklich und zufrieden, wenn meine persönlichen, individuellen Bedürfnisse erfüllt werden.
  3. Idee 3: Und ich bin glücklich und zufrieden, wenn mein Leben eine Richtung hat.

Das ist natürlich keine leichte Aufgabe, denn dieser Zustand ist nicht so schnell zu erreichen. Deshalb sollten Sie diese drei Grundgedanken auch eher als Ideal sehen, auf das Sie sich schrittweise zubewegen können und zwar ohne den Anspruch, dieses Ideal jemals und für immer komplett zu erreichen. Aber jeder Schritt, den Sie sich auf dieses Ideal zubewegen, ist ein Gewinn für Sie. Jeder erfolgreiche Schritt macht Ihr Leben besser. Deswegen lohnt es sich, diesen Weg zu gehen.

Aus den 3 Grundideen von oben (Persönlichkeit, Bedürfnisse, Richtung) können wir wiederum 3 Kernfragen ableiten, und zwar:

  • Frage 1: Was sind meine Bedürfnisse? Was brauche ich, um mich wohlzufühlen?
  • Frage 2: Wie sieht denn eigentlich meine Persönlichkeit aus? Wer bin ich? Und was sind meine Stärken und Schwächen?
  • Frage 3: Was ist eine gute Richtung für mein Leben? Und zwar eine Richtung, die sich für mich sinnvoll anfühlt und die etwas mit meiner Persönlichkeit und meinen Bedürfnissen zu tun hat?

Lassen Sie uns diese 3 Fragen einmal kurz etwas näher beleuchten:

Frage 1: Was sind meine Bedürfnisse? Was brauche ich, um mich wohlzufühlen?

Die Erfüllung meiner persönlichen grundlegenden Bedürfnisse (und das sind für jeden Menschen andere Bedürfnisse) ist eine wichtige Voraussetzung dafür, dass ich ausgeglichen und zufrieden bin. Nur kennen die meisten Menschen ihre Bedürfnisse gar nicht so genau. Deswegen gilt es, die eigenen Bedürfnisse herauszufinden, um sie dann im nächsten Schritt zu erfüllen.

Um sich etwas tiefergehend mit Ihren Bedürfnissen auseinanderzusetzen, möchte ich Ihnen die folgende Übung ans Herz legen:

  1. Oftmals fällt es uns leichter, zu sagen, was wir nicht wollen, als zu benennen, was wir wollen. Nehmen Sie sich im ersten Schritt ein Blatt Papier und schreiben Sie 3 Dinge untereinander, die Sie in Ihrem Leben nicht mehr wollen, z. B. „Ich möchte nicht mehr in der lauten und hektischen Stadt wohnen.“
  2. Im zweiten Schritt der Übung gehen Sie jeden Ihrer 3 “Will ich nicht mehr”-Punkte durch und fragen Sie sich bei jedem dieser 3 Punkte: „Was will ich stattdessen?“. Die Antwort schreiben Sie dann hinter das, was sie nicht mehr wollen. Zum Beispiel: „Ich möchte nicht mehr in der lauten und hektischen Stadt wohnen.  Ich möchte anstelle dessen auf dem Land wohnen, am liebsten irgendwo, wo kaum Autos lang fahren und ich nicht ständig mit fremden Menschen konfrontiert werde.“
  3. Nun wissen Sie schon, was Sie wollen. Der nächste Schritt ist nun, zu überlegen, welches grundsätzliche Bedürfnis hinter diesem Wunsch steckt. Um das Bedürfnisdahinter zu finden, können Sie sich bei jedem Ihrer drei Wünsche fragen: „Warum will ich das?“ oder „Was verspreche ich mir davon?“. Die Antwort schreiben Sie hinter den jeweiligen Wunsch. Zum Beispiel: „Ich möchte nicht mehr in der lauten und hektischen Stadt wohnen. Anstelle dessen möchte ich auf dem Land wohnen, am liebsten irgendwo, wo kaum Autos lang fahren und ich nicht ständig mit fremden Menschen konfrontiert werde. Und zwar, weil ich das das Bedürfnis nach Ruhe, Stille und Frieden habe.“
  4. Fragen Sie sich im vierten Schritt, bei jedem einzelnen Ihrer Bedürfnisse, was passieren müsste, damit dieses Bedürfnis erfüllt wäre. Dieser Schritt ist wichtig, damit Ihre Bedürfnisse in Ihrem Kopf nicht nur als abstrakte Konzepte herumgeistern. Sie brauchen ein klares Bild, was ein Bedürfnis für Sie bedeutet, denn nur so können Sie später auch gezielt dafür sorgen, dass Ihre Bedürfnisse erfüllt werden. Fragen Sie sich: „Was müsste passieren, damit dieses Bedürfnis erfüllt wird?“, und schreiben Sie die Antwort hinter das jeweilige Bedürfnis. In unserem Beispiel sähe das so aus: „Ich möchte nicht mehr in der lauten und hektischen Stadt wohnen. Anstelle dessen möchte auf dem Land wohnen, am liebsten irgendwo, wo kaum Autos lang fahren und ich nicht ständig mit fremden Menschen konfrontiert werde. Denn ich habe das Bedürfnis nach Ruhe, Stille und Frieden. Ich müsste also bei mir im Alltag irgendeinen Ort finden, an den ich mich zurückziehen kann und an dem ich mich sicher und geborgen fühlen kann.“

Und als letzten Schritt überlegen Sie sich für jedes Ihrer Bedürfnisse bitte kleine, einfache und machbare Maßnahmen, wie Sie Ihren Bedürfnissen einen klitzekleinen Schritt näherkommen können. Fragen Sie sich dafür: „Was wäre der erste Schritt zum Ziel?“. Entsprechend wäre das in unserem Beispiel: „Ich möchte nicht mehr in der lauten und hektischen Stadt wohnen. Ich möchte auf dem Land wohnen, am liebsten irgendwo, wo kaum Autos lang fahren und ich nicht ständig mit fremden Menschen konfrontiert werde. Ich habe das Bedürfnis nach Ruhe, Stille und Frieden. Ich müsste einen Ort finden, an den ich mich zurückziehen kann und an dem ich mich sicher und geborgen fühlen kann. Ich werde mir als Erstes überlegen, wo dieser Ort sein könnte.“

Hier noch einmal das Beispiel als übersichtliche Tabelle:

Nach diesem Muster können Sie all Ihre 3 „Will ich nicht mehr“-Punkte durchgehen, und daraus konkrete nächste Schritte entwickeln, um den dahinterstehenden Bedürfnissen einen noch größeren Raum zu geben.

Frage 2: Wie sieht denn eigentlich meine Persönlichkeit aus? Wer bin ich? Und was sind meine Stärken und Schwächen?

Wenn ich mir ein Leben schaffen möchte, das im Einklang mit mir selbst ist, muss ich erst einmal herausfinden, wer ich bin.

„Wer bin ich also?“

Da ist natürlich ein großes Stück Selbsteinschätzung gefragt. Dabei hilft es Ihnen, wenn Sie nach konkreten Beispielen in Ihrem Leben suchen, in denen man sehen konnte, ob Sie diese Eigenschaft besitzen. Sie meinen zum Beispiel, Sie seien sehr durchsetzungsstark? Dann müssten Ihnen zumindest ein paar Situationen einfallen, in denen Sie diese Eigenschaft beweisen konnten.

Aber auch aus unseren Bedürfnissen können wir auf unsere Persönlichkeitsmerkmale schließen. Kann es zum Beispiel sein, dass der Mensch aus dem Beispiel “Nicht mehr in der lauten Stadt wohnen” ein eher introvertierter Mensch ist? Schließlich scheint er seine Energie eher aus sich selbst zu ziehen und kann auf andere Menschen verzichten.

Frage 3: Was ist eine gute Richtung für mein Leben? Und zwar eine Richtung, die sich für mich sinnvoll anfühlt und die etwas mit meiner Persönlichkeit und meinen Bedürfnissen zu tun hat?

Hier geht es um die Frage, wohin ich mein Leben lenken möchte. Es geht um meine Leidenschaften, meine Ziele, meine Wünsche und irgendwann vielleicht auch um den Beitrag, den ich zum großen Ganzen leisten kann.

Ihre Richtung wird meistens schon etwas klarer, wenn Sie die ersten beiden Fragen beantworten konnten. Wenn Sie wissen, wer Sie selbst sind und welche Bedürfnisse Sie haben, wissen Sie oft auch schon, wohin Sie wollen.

Unsere Richtung im Leben hat ganz oft etwas mit unseren Werten zu tun. Unsere Werte sind die Dinge, die uns wichtig und unverzichtbar im Leben sind. Um Ihren Werten auf die Spur zu kommen, fragen Sie sich:

  • „Was würde ich vermissen, wenn ich es nicht mehr hätte?“
  • „Ohne was möchte ich nicht leben?“
  • „Worum würde ich kämpfen, wenn es bedroht ist?“
  • „Wovon braucht die Welt mehr?“

  1. Stellen Sie sich bitte die obigen Fragen. Und wenn Sie durch die Fragen Ihre Werte gefunden haben, schreiben Sie sie auf ein Blatt Papier.
  2. Fragen Sie sich im nächsten Schritt: „Was kann ich tun, um meine Werte noch mehr zu leben?“, und schreiben Sie die Antwort dahinter. Beispiel: „Ich finde, die Welt sollte sich mehr um die Umwelt kümmern. Umweltschutz ist mir wichtig. Ich werde mich einer Naturschutzorganisation anschließen und für den Umweltschutz kämpfen.“

So ergibt sich aus den eigenen Werten automatisch eine Richtung für Ihr Leben. Keine beliebige, willkürliche Richtung. Sondern eine, die aus Ihrem Inneren kommt und gespeist von dem ist, was Ihnen im Inneren wirklich wichtig ist.

So … das waren 3 kleine, aber wirkungsvolle Fragen, mit denen Sie den Fragen „Was will ich?“ und „Wer bin ich?“ ein wenig auf die Spur kommen können.

  • Was hält uns oft davon ab, unsere Richtung im Leben zu finden?
  • Warum fällt es uns oft so schwer, unsere Richtung zu verfolgen, obwohl wir sie kennen?

Ihre Persönlichkeit, Ihre Bedürfnisse und Ihre Richtung. Wenn Sie diese 3 Dinge intensiv erforscht haben, werden Sie eine klarere Vorstellung davon haben …

  • wer Sie sind,
  • was Sie brauchen, um glücklich und zufrieden zu sein,
  • wo Sie hinwollen, und
  • was die nächsten Schritte für Sie sind.

 

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