Trauerphasen – die 4 Stadien der Trauerbewältigung und des Abschiednehmens
Worte einer Betroffenen
in dieser Phase
Er ist tot. Tot, das ist nur
ein Wort. Je häufiger ich es
sage, umso unwirklicher wird
es. Ich bin nicht darauf vor-
bereitet; das ist ein Irrtum.
Er wird wiederkommen; das
Leben kann nicht so grausam
sein.
- Phase der Trauer: Nicht-Wahrhaben-Wollen und Verleugnung
In der ersten Phase der Trauerarbeit wollen wir nicht wahrhaben, dass der uns so sehr am Herzen liegende Mensch gestorben ist und uns verlassen hat. Wir stehen wie unter einem Schock oder bewegen uns wie in Trance.2. Phase der Trauer: aufbrechende Gefühle
Wir haben die Hoffnung aufgegeben und verspüren den vollen Schmerz und die Verzweiflung. Wir leiden unter Gefühlsschwankungen, fangen aus heiterem Himmel an zu weinen, die Sehnsucht nach dem Partner ist unendlich groß.
Unser Körper ist völlig aus dem Gleichgewicht. Wir können nicht mehr schlafen oder kommen kaum noch aus dem Bett. Wir können nicht ruhig sitzen oder uns kaum noch von der Stelle bewegen.
Wir schlingen wahllos Essen in uns hinein oder bekommen keinen Bissen hinunter. Wir haben an nichts mehr Freude. Wir glauben, nie mehr wieder glücklich sein zu können.
Wir hadern mit dem Schicksal und fragen uns „womit habe ich das verdient?“. Wir fühlen uns erschöpft und antriebslos.
Wir beneiden andere Menschen, die ihren Partner behalten dürfen, reagieren gereizt, wenn uns jemand sein Beileid ausspricht oder uns helfen will.
Kein Beileidsschreiben und keine Beileidsbekundung mag den Schmerz lindern.
Unsere Gedanken kreisen ununterbrochen darum, was wir nie mehr gemeinsam mit dem verstorbenen Menschen erleben können.
Das Leben draußen erscheint uns wie ein Film, in dem wir nicht mehr teilnehmen können. Wir fühlen uns wie abgeschnitten.
Diese Phase ist die schmerzlichste und schwierigste Phase in der Trauerbewältigung.
In dieser Phase des Trauerns ähneln die Symptome der Trauerreaktion der einer Depression.
3. Phase der Trauer: langsame Neuorientierung
So langsam beginnen wir wieder, uns nach außen zu orientieren. Wir können uns zeitweise wieder konzentrieren, uns auch mal an etwas erfreuen.
Trauer und Hadern lassen langsam nach und sind nicht mehr so intensiv. Jedoch haben wir noch starke Stimmungsschwankungen. Unser Körper gelangt langsam wieder zu seinem normalen Rhythmus.
Worte einer Trauernden
in dieser Phase
Mein Leben hat sich verändert.
Ich habe mich verändert. Ich
Lebe bewusster, einfühlsamer,
mit dem Wissen, was wirklich
von Bedeutung ist. Ich habe
mich für das Leben entscheiden.
- Phase der Trauer: neues Gleichgewicht
Wir sind zu einem neuen körperlichen und seelischen Gleichgewicht gelangt. Es erfüllt uns bisweilen immer noch mit Wehmut, an die Vergangenheit zu denken, doch wir sehen vertrauensvoll in die Zukunft.
Wir werden den verstorbenen Menschen nie ersetzen und vergessen können, aber lenken unseren Blick auf das, was wir jetzt im Leben noch haben können.
Wir haben uns eine neue Lebensaufgabe gesucht und uns neue Fähigkeiten zugelegt, die Alltagsaufgaben zu bewältigen. Die Trauerarbeit ist beendet.
Hilft die Zeit bei der Bewältigung der Trauer?
Wir durchlaufen die einzelnen Phasen der Trauer nicht automatisch. In jeder Phase gibt es Menschen, die dort verharren. So sind Ihnen sicher auch schon Menschen begegnet, die nur in der Vergangenheit gelebt haben: „Wie schön wäre es, wenn alles noch so wäre wie früher“.
Andere wiederum verbringen den Rest ihres Lebens damit, mit ihrem Los zu hadern: „Warum musste mir das passieren?“
Einige Menschen drücken ihre Trauer nicht aus, sondern unterdrücken sie mit Tabletten oder Alkohol, andere reagieren mit körperlichen Beschwerden.
Alkohol und Medikamente sind vorrübergehend eine Form der Trauerhilfe. Auf Dauer behindern sie jedoch die Trauerarbeit und Trauerbewältigung.
Die Zeit alleine ist keine Trauerhilfe und sie erleichtert die Trauerarbeit nicht.
Endlich mal nicht der Satz: „Die Zeit heilt alle Wunden.“
Ja, die Zeit alleine ist keine Trauerhilfe.
Aber zum Teil.
Ein Mensch der akut trauert, ist mit dem Satz „Die Zeit heilt alle Wunden“ absolut überfordert und möchte ihn jedem um die Ohren hauen, der ihn in den Mund nimmt. Es fehlt etwas.
Ja, die Zeit heilt zwar alle Wunden, jedoch bleiben Narben. Und diese Narben bleiben ein Leben lang. Manche schmerzen länger, andere weniger. Manche sieht man sehr stark, andere weniger.
Ein Mensch, der uns nahe ist, kann in manchen Situationen, auch wenn die akute Trauerphase schon Jahre zurück liegt, sofort erkennen, dass eine Narbe schmerzt – und dies ohne das man sich äußert. Wenn man dann getröstet wird, vielleicht nur mit einer Umarmung oder einem lieben Blick, dann ist das wie eine gute Salbe.
Auch das hilft.
Man lernt mit den Narben zu leben. Man lernt wie man sie pflegen kann, dass sie nicht mehr so sehr schmerzen.
Und sie erinnern uns zu sehen, was ein anderer Trauernder braucht. Wir können unsere Erfahrungen nutzen und sie teilen. 😉
Der Text „Trauerphasen“ ist eine sehr gute und genaue Beschreibung und wirklich sehr hilfreich!
Mein Kommentar sollte nur eine kleine Ergänzung darstellen, die aus eigener schmerzlicher Erfahrung stammt.