Kränkungen – seelische Verletzungen
Niemand ist geschützt vor Kränkungen und verletzten Gefühlen. Giftpfeile in Form von ungerechtfertigter Kritik, beleidigenden Bemerkungen, Bloßstellung, Tadel, Übergangenwerden, Übersehenwerden, abschätzigen Blicken oder Zurückweisungen schmerzen und hinterlassen meist seelische Wunden und Verletzungen. Kränkungen empfinden wir als einen Angriff auf unser Selbstwertgefühl und unsere Persönlichkeit.
Bei einer Kränkung fühlen wir uns immer in unserer gesamten Person bedroht. Wir beschreiben das z.B. mit Worten wie: „Der andere verletzt meine Ehre, trampelt auf meinen Gefühlen herum, putzt mich herunter, bricht mir das Herz“.
Meist spüren wir die Kränkung auch körperlich, wir verspüren z.B. einen Kloß im Hals, einen Stich im Magen, oder können keinen klaren Gedanken fassen.
Warum fühlen wir uns gekränkt?
Wenn jemand etwas sagt oder tut und wir uns gekränkt und verletzt fühlen, dann deshalb, weil wir sein Verhalten als kränkend und beleidigend ansehen. D.h. wir fügen uns eigentlich selbst die Kränkung zu, indem wir die Worte eines anderen als kränkend und verletzend bewerten und empfinden.
Und warum empfinden wir das Verhalten des anderen als verletzend? Weil unsere Verletzbarkeit in hohem Maße von unserem Selbstwertgefühl abhängt. Ist dieses gering oder angeschlagen, dann empfinden wir viele Äußerungen als respektlos und demütigend. Wir fühlen uns rasch angegriffen und verletzt.
Es gibt jedoch auch Menschen, die durch ihr Verhalten bewusst versuchen, uns zu kränken. Dahinter können sich Motive verbergen wie z.B. ein geringes Selbstwertgefühl, Rache oder Wut.
Unangemessene Reaktionen auf eine Kränkung
Jeder geht emotional anders mit einer Kränkung um. Die wenigsten Menschen sind in der Lage, nach einer Kränkung dem anderen zu verzeihen und das Ereignis zu vergessen. Die meisten Menschen wählen eine der drei folgenden Reaktionen.
Die einen treten den Rückzug an, d.h. zeigen dem Kränkenden fortan die kalte Schulter und brechen den Kontakt zu ihm ab. Sie spielen quasi die beleidigte Leberwurst. Die Folge: die Beziehung zum anderen wird gefährdet oder gar ruiniert.
Andere handeln nach dem Motto: „Angriff ist die beste Verteidigung“ oder „Rache ist süß“. Sie wollen den Angreifer verletzen und es ihm heimzahlen. Sie fordern Genugtuung und Reue. Die Folge: die Konflikte eskalieren und die Fronten verhärten sich.
Und schließlich können wir auf Kränkungen auch mit Selbstmitleid reagieren. Wir bedauern uns, fühlen uns in der Opferrolle, können die erlittene Kränkung jedoch weder vergessen, noch verzeihen. Die Folge: die ständige Erinnerung daran vergiftet die eigenen Gefühle und so fügt man sich selbst immer wieder neue seelische und körperliche Schmerzen zu.
Die für unser emotionales Befinden beste, aber gleichzeitig auch schwierigste Art, mit Kränkungen umzugehen, besteht darin, zu verzeihen und uns auszusöhnen. Das ist jedoch ein längerer Prozess.
Tipps für den richtigen Umgang mit Kränkungen
- Fragen Sie bei Ihrem Gegenüber genau nach, was er mit seinen Worten gemeint hat.
2. Teilen Sie ihm mit, wie seine Worte bzw. seine Tat bei Ihnen angekommen sind und wie Sie sich fühlen.
3. Überlegen Sie sich, welche Motive sich hinter dem Verhalten des Menschen, von dem Sie sich gekränkt fühlen, stehen könnten.
4. Überlegen Sie: Könnte es sein, dass der andere nur einen wunden Punkt von Ihnen getroffen hat und Sie gar nicht verletzen wollte?
5. Prüfen Sie, welche Bedeutung dieses Ereignis für Ihr Leben hat. Ist es so wichtig, dass es sich lohnt, darüber lange Zeit gekränkt zu sein?
6. Erinnern Sie sich daran, dass die Meinung eines anderen oder dessen Tun Sie als Mensch nicht abwerten kann.
7. Stärken Sie Ihr Selbstwertgefühl. Je geringer nämlich Ihr Selbstwertgefühl, umso schneller fühlen Sie sich angegriffen und verletzt. Und je stärker Ihr Selbstwertgefühl, umso mehr können Sie über den „verletzenden“ Worten und Taten anderer stehen
und umso immuner sind Sie gegen Kränkungen.